Urgeschichte und Frühgeschichte
RUNDGÄNGE UND SAMMLUNGEN
Im Bereich Urgeschichte im MArTA, der dem Generalintendant Felice Gino Lo Porto gewidmet ist, wird eine Auswahl an Material ausgestellt, mit dem die Entwicklung des Gebietes von Tarent chronologisch von den ältesten Siedlungsformen bis zur Bronzezeit verfolgt werden kann: Dadurch kommt der Reichtum dieser Region zum Ausdruck, die für die Erforschung der italienischen Urgeschichte von großem Interesse ist.
Altsteinzeit
(vor 1, 6 Millionen Jahren bis vor 10.000 Jahren)
Aus der Altsteinzeit – der ältesten Epoche der Siedlungen im Territorium – sind nur Stücke aus der letzten Phase vorhanden. Die Fundstücke sind jedoch von außerordentlicher Bedeutung, da sie von dem Wunder der Entwicklung der „Kunst“ zeugen, die ihre Wurzeln in der Urgeschichte hat: die Venusfigurinen von Parabita (20.000 Jahre alt) und zwei Steine, in die Tierfiguren aus der Grotta Romanelli eingeritzt wurden (15.000 Jahre alt).
Venusfigurinen von Parabita, zirka 18.000 v. Chr.
Jungsteinzeit (vor 6000-4000 Jahren)
In der Jungsteinzeit ist die Entwicklung im Golf von Tarent unter anderem den äußerst günstigen Umweltbedingungen zu verdanken. Die ältesten Zeugnisse (6000-5300 v. Chr.) stammen aus Dörfern an den Küsten vom so genannten „Mar Piccolo“ (Kleinen Meer): Erhalten geblieben sind Keramikgefäße, die mit Gravuren, Graffito oder eingedrückten Motiven verziert wurden und die für den häuslichen Gebrauch gedacht waren, sowie auch Tonputz von den Wänden der Wohnräume und Werkzeuge aus geschliffenem Stein.
Die nächste Epoche (5.- 4. Jahrtausend v. Chr.) zeichnete sich durch ein starkes Bevölkerungswachstum an der Küste und den Gebieten im Landesinneren aus. Die Gesellschaft entwickelte sich weiter und neben den Gegenständen für den täglichen Gebrauch tauchten die ersten Exemplare von bemalter Keramik auf. Darunter sticht vor allem die Keramik im Stil „Serra d’Alto“ hervor, die sich durch ihre aufwendigen Bemalungen mit geometrischer Spiralmäander-Dekoration und ihre aufwendigen Henkel auszeichnet, die oft mit Tierformen versehen waren. Diese Werke wurden sowohl im häuslichen Bereich als auch zu kulturellen Zwecken und bei Beerdigungen verwendet und waren aufgrund ihrer stilistischen und technologischen Eigenschaften Ausdruck von Macht und Prestige.
In der letzten Phase der Jungsteinzeit entwickelte sich der neue Keramikstil mit dem Namen „Diana-Bellavista“ mit schlichteren Dekorationen und besonderen Henkeln, die einer Garnrolle ähneln. Einige Vitrinen sind dem Thema des Austauschs von Rohstoffen und der symbolischen und ideologischen Bedeutung gewidmet, die einige bestimmte Produktkategorien, verzierende Motive und Umgebungen haben, z.B. Grotten, die in diesem Zeitraum sowohl als Begräbnisstätten als auch als Kultstätten genutzt wurden.
Die Bestattungsrituale wurden im Laufe der Jungsteinzeit immer strukturierter und Grabbeigaben gewannen immer mehr an Bedeutung. Unter den Fundstücken ist die Beigabe im Felsgrab, das in Arnesano entdeckt wurde, besonders erwähnenswert: Es handelt sich um eines der wenigen in Italien bekannten Steinfigürchen.
Keramik mit eingedrückter und gemalter Verzierung, 5700-5400 v. Chr.
Bronzezeit
(2000-900 v. Chr.)
In der Bronzezeit entstanden in Apulien so genannte protostädtische Siedlungen, die sich oft unweit der Küste, auf umliegenden Felsspornen oder in natürlichen Buchten befanden und von Trockenmauern umgeben waren, die zur Verteidigung dienten.
Der Kontakt und Handel mit der mykenischen Kultur gaben der kulturellen Entwicklung in Apulien und Taranto starken Auftrieb. Es bestand ein reger Austausch in beide Richtungen, insbesondere in Hinsicht auf gedrehte Keramik, Glas, Elfenbein, Bernstein und vergängliches Material, von dem bei archäologischen Ausgrabungen keinerlei Spuren gefunden wurden. Nicht weit voneinander entfernt entstanden an natürlich geschützten Häfen bedeutende Siedlungen, z.B. Scoglio del Tonno, Porto Perone und Torre Castelluccia, die eine ähnliche Chronologie und Stratifikation aufweisen und sich etwa zwischen 1400 und 1200 v. Chr. entwickelten. Der Handel mit der Region der Ägäis war auch ein wichtiger Anreiz für das lokale Kunsthandwerk.
Ein sehr gutes Beispiel dafür ist Scoglio del Tonno, das „mykenische Imperium“ im Westen der Altstadt, das von der Jungsteinzeit bis in die Eisenzeit bewohnt wurde und sich für die Kontrolle der Küste in strategischer Lage befand. Neben Keramik (entweder aus der Region, mykenisch oder Nachbildungen der mykenischen Keramik) wurden in der Siedlung viele Metallgegenstände und Spuren von Metallbearbeitung gefunden.